


Ikigai – Der leise Ruf des Lebenssinns
Ikigai – ein Wort, so alt wie der Wind, der über die Kirschblüten
weht, tief verwurzelt im kulturellen Geflecht Japans.
Es begegnet einem im Alltag, scheinbar beiläufig,
und trägt doch in sich das Echo einer uralten Weisheit.
Wörtlich übersetzt: iki – das Leben, und gai – der Wert.
Doch was Ikigai wirklich meint, lässt sich schwer in Worte fassen.
Vielleicht ist es der „Wert des Lebens“, vielleicht der „Sinn, der uns trägt“. Oder einfach jener stille Grund,
der uns morgens die Augen öffnen lässt.
Nicht jeder kennt ihn. Nicht jeder hat je innegehalten, um nach ihm zu suchen. Und doch wohnt er jedem Menschen inne – dieser eine, ganz persönliche Funke, der das Dasein mit Bedeutung füllt. Ihm nachzuspüren, kann – so sagt es die Philosophie des Ikigai – ein Tor sein zu einem Leben, das uns wahrhaft entspricht: in unseren Sehnsüchten, unseren Fähigkeiten, unseren Leidenschaften.
Die Wurzeln dieses Konzepts reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, wo seine Bedeutung begann, sich im Wandel der Zeiten zu formen. Viele haben Ikigai seither auf ihre Weise verstanden, gedeutet, gelebt. Als eine Pionierin dieser Gedankenwelt gilt die Psychiaterin Kamiya Mieko. Für sie ist Ikigai nichts Allgemeingültiges, kein Schema, das man über alle Leben legen kann – sondern ein zartes, individuelles Leuchten. Jeder Mensch trägt es anders in sich, so wie jeder seine eigene Vorstellung von Erfüllung hegt.
Und doch: Nicht jeder Lebensweg führt dorthin. Gesellschaftliche Normen, enge Vorstellungen von Erfolg und Pflicht können das Licht des Ikigai verdunkeln. Für viele ist der klassische Weg eher eine Last als eine Heimat.
Ikigai jedoch lädt dich ein, vom Pfad abzuweichen. Dich selbst zu fragen: Was nährt mich? Was lässt mein Herz schlagen?
Dabei reicht Ikigai weit über den Beruf hinaus.
Es umfasst alle Bereiche des Seins
– die Begegnungen, das stille Glück,
das kreative Tun, das sinnstiftende Geben.
Geld, Besitz, äußere Erfolge –
all das spielt in seinem ursprünglichen
Geist kaum eine Rolle.
Ikigai wurzelt tiefer. Es lebt im Inneren.
Es wächst, wo du wirklich bist.




